dl6seh Funkprojekt


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Seit 2001 bin ich total qth-geschädigt, Antennenverbot plus totaler, nein, irrsinniger Störnebel, in einer Immobilie mit 200 Wohnungen und vielen Geschäften. Ausdrücklich danken muss ich den Mitarbeitern der damaligen RegTP, die wirklich alles gaben, damit ich wenigsten den simplen DLR auf 153 kHz wieder ohne Störträger empfangen konnte! Was will man gegen Dutzende von defekten Schaltnetzteilen, kaputten Fernsehern, VHF-Kanalstörungen, unerlaubten Geräten, PLC u.s.w. machen? Eine Lösung des Problems ist dann qrv auf dem Fahrrad:
  • Die VHF-Handquetsche: AE-144 (0,15 oder 3 Watt HF) + lambda/4-Antenne (mit Adapter BNC-PL), weil Bedienung an dieser Funke oben und auch hinten. PTT-Taste durch Daumen der linken Hand am Fahrrad gut bedienbar. Das Gerät ist identisch mit Alan CT1600.
  • Umbau am Fahrrad: Bremse + Klingel rechts, Gangschaltung links. Funken + beide Hände sicher am Lenker haben ist damit kein Problem. Der Abstand zum eingebauten Mikrophon wird dann auch gerade richtig, man soll sowieso nicht so viel Hub machen mit VHF-Geräten für das alte Kanalraster; zu großer Frequenzhub wird von neuen Relais beschnitten und führt zu Verzerrungen. Das Mikrophon ist so auch besser fahrtwindgeschützt, bei freier Handhaltung hält man gerne das Mikro in den Fahrtwind. Versuche mit militärischen Kehlkopfmikrophonen hatte ich dann abgebrochen. Ich gehe mal davon aus, dass ich weniger mit Gefechtslärm rechnen muss ...
  • Leichtkopfhörer + Adapter Mono auf Stereo. Man braucht damit die NF nur ganz leise aufdrehen und man hört nach wie vor sehr gut die Umgebung. Auch im Winter praktisch, da es dann einem nicht kalt in die Ohren pfeift. Ein kurzer Steckadapter hatte sich nicht bewährt, wegen Kontaktmängel; besser war ein kurzes Adapterkabel.
  • Halter (schwäbisch "Käschdle"): Unter Schlachtung von zwei alten Fahrradklingeln und mit Moosgummieinlagen. Arbeitsaufwand ca. 4 Stunden insgesamt. Schwierig war nur die Besorgung von Moosgummi, Baumärkte sind leider moosgummiphob; Handlungen für Gummiwaren sind selten Einzelhändler. Schaumstoff taugt primär nicht, da zu weich. Ich verwendete eine Sperrholzplatte, Presspann schien mir nicht stabil genug; diese Materialwahl hat sich inzwischen als richtig und notwendig gezeigt. Die Funke sitzt fest und ist doch leicht herausnehmbar, dank Verwendung von offenporigem Zellgummi, eine zu glatte Gummioberfläche würde etwas behindern.
  • Einen Dank auch an die Funkfreunde, welche die Relais pflegen und hegen!
  • in Fahrrichtung

    en detail

Beobachtungen & Erfahrungen dazu:

  • Das leere "Käschdle" macht etwas Geräusche wie ein kleiner Lautsprecher, trotz Moosgummieinlagen. Dies ergibt sich wohl aus der festen Kopplung am Lenker, dessen Schwingungen hörbar werden.
  • Mit der Zeit eine abstrakte und ungefähre Vorstellung von dem was man Funkfeld oder Fresnelzone nennt:
    1. Im Nahbereich ca. 1-2 Wellenlängen bei der Fahrt geschwindigkeitsabhängige periodische Rauschstörungen, ziemlich eindeutig bedingt durch Reflexionen an der Fahrbahnoberfläche. Aber auch wenn die Antenne periodisch wackelt, ergeben sich periodische Störungen.
    2. Im Bereich ca. 5 bis 20 Wellenlängen Abschattungen durch Häuser. Vorbeifahrt an einem ausgewachsenen feuchten Maisfeld ist ein starker Dämpfer.
    3. Die topographische Lage auf die Ferne hin gesehen. Jeder Höhenmeter ist kostbar, eine kleine Senke oder gar ein Hohlweg ist selbst durch 10fache Sendeleistung kaum auszugleichen. Normal sende ich mit 0,15 Watt, ein Umschalten auf 3 Watt, bringt da kaum was, ist aber das Mittel der Wahl, bei Umsetzern, deren Empfänger nicht so empfindlich ist, z.B. db0st.
    4. Regen dämpft sehr und bringt es gar nicht. Bei Schneefall hilft nur noch qro, was die Akkus eben kältebedingt noch hergeben, wobei ich echt erstaunt war, dass die verwendeten NiCd-Akkus unter 0° noch so gut gehen. Mit Bleisäuretechnik hatte ich da schon nachträglichere Erfahrungen gemacht.
    5. Richtig toll sind Verbindungen zu den Relais (etliche Dutzend Kilometer) im Winter in klaren Frostnächten bei kahlen Feldern und entlaubten Wäldern: Relais Grab mit 150mW selbst aus einer leichten Senke heraus auf 50 km Distanz zu arbeiten ist kein Problem. Wenn dann noch eine Inversionsschicht hinzukommt, konnte ich schon Verbindungen in die Oberpfalz und nach Mitteldeutschland haben. Das ist der Bringer!
  • Relativ viele Gegenstationen sind verzerrt, weil der Funkfreund sein Mikrophon zu nah bespricht. Dieser Fehler passiert mir auch immer wieder. Man reagiert unwillkürlich so aus Sorge, dass man nicht verstanden wird.
  • Viele Funker brennen meiner Meinung nach mit viel zu viel Watt auf das arme Relais ein. Aberdutzende von Watt ersetzen aber bei mir nicht einen ganz simplen Leichtkopfhörer. Im Winter wärmt dieser auch noch angenehm die Ohren. Auch wird der Energieverbrauch für NF reduziert, sofern man eine kleine B-Endstufe hat.
  • Wintererfahrungen bei Temperaturen unter 0°: Hier zeigt sich, was der Akku noch kann, alles hängt von ihm ab! Unvorhersagbares Verhalten des Gerätes ist möglich. So leuchtet die LED-Sendekontrolle oft nicht und trotzdem ist alles für ein längeres qso in Ordnung. Nach Loslassen der Sendetaste plus Erschütterungen beim Fahren, kann der NF-Verstärker instabil sein und schwingen, ranklopfen hilft. Die Alternative ist anhalten, Standbetrieb.
  • Rapporte sind nett und notwendig. Als fester Funkpartner sollte man aber bedenken, dass wenn da einer in der Landschaft vorankeucht, es sich alles oft schnell ändern kann, zum Guten, wie zum Schlechten. Da sind Unterführungen, Hohlwege, Abschattungen, oft durch Fahrzeuge. Dann auch die Verkehrssituation! Merksatz: Je mehr Keuch, desto besser die Prognose, denn dann ist Höhengewinn angesagt. Als Radler ist man auch immer bedacht die Akkus zu schonen, damit sie nicht mitten im netten qso schlapp machen, qrp ist da kein spezielles Hobby;, sondern Notwendigkeit! Als Fahradmobilist betrachte ich ständiges Anpassen meiner Sendeleistung als gewisse Pflicht. Besser auch Unterführungen und Tunnels ankündigen. Mit der Zeit kennt man seine Strecke und weiß daher, wo qro angebracht ist, und wo es nur Energievergeudung für Komfort wäre. Wie viele Funkfreunde haben eigentlich noch so ein Wunderding namens Kopfhörer griffbereit? Mich würde interessieren, wieviel "Gewinn" so ein Teil hergibt? Gibt es dazu einigermaßen passable Ermittlungen?

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